
Bereit für eine spannende Zeitreise in die 1970er- und 1980er-Jahre? Schon damals war Umweltschutz ein großes Thema – und der Ost-West-Konflikt spielte dabei eine wichtige Rolle. Mit interaktiven Aufgaben und Quizfragen findest du heraus, was damals passiert ist und warum es auch heute noch wichtig ist. Los geht’s – deine Entdeckungsreise wartet auf dich!“
1. Vom Ost-West-Konflikt zum globalen Klima – Deine Reise beginnt hier.
In Ost und West gab es viele Umweltprobleme, die die Menschen belasteten. Das größte und sichtbarste Problem war die Luft- und Wasserverschmutzung. Flüsse, Seen und die Luft waren durch Abfälle, Chemikalien und Abgase von Fabriken, Heizungen und Autos oft stark verschmutzt. Auch griffen die Menschen immer direkter in die Natur ein. Am sichtbarsten war das im Braunkohleabbau, wo riesige Bagger ganze Landschaften verschwinden ließen und nur gigantische Gruben zurückblieben.
Diese Verschmutzung führte dazu, dass Tiere, Pflanzen und ganze Wälder starben, und Menschen krank wurden. Wiesen und Flüsse verwandelten sich in trostlose Gebiete und vielen Menschen wurde in den 1970er und 1980er Jahren klar, dass diese Zerstörung ihre Lebensgrundlagen gefährdete.
Ziehbild: Was verbirgt sich unter der Wiese?
Video: Umweltprobleme in der DDR – So war es in den 1980er-Jahren
Audio 1: Laut und eindringlich: Geräusche, die auffallen…
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Sound Effect from Pixabay
Audio 2: Natur lauschen: Von Vogelgesang bis Blätterrauschen…
Aufgabe: Hör dir die beiden Audios an und denk darüber nach, was du gehört hast. In der Natur hört man oft ruhige Geräusche wie Vögel zwitschern oder Blätter rascheln. Das kann sich entspannend anfühlen. Im Kohletagebau hört man laute Geräusche wie Warnsirenen oder Maschinenlärm. Das kann stressig sein. Welche Art von Geräuschen magst du lieber? Die ruhigen aus der Natur (Audio 2) oder die lauten aus dem Kohletagebau (Audio 1)? Warum?
2. Als der Regen sauer wurde
„Saurer Regen“ war in den 1980er-Jahren ein großes Umweltproblem. Durch die Luftverschmutzung, vor allem durch die Abgase von Fabriken und das Verbrennen von Kohle, gelangte Schwefel in die Luft. Dieser vermischte sich mit Regenwolken und führte dazu, dass der Regen sauer wurde. Der saure Regen schädigte Pflanzen, Böden und vor allem Wälder, indem er die Nährstoffe im Boden zerstörte und die Bäume krank machte.
2.1 Wälder in Gefahr: Wie der Regen die Bäume krank macht(e)
In der DDR war vor allem die Luftverschmutzung durch die veralteten Fabriken und die Nutzung schwefelhaltiger Braunkohle ein Hauptgrund für das Waldsterben. Diese Schadstoffe gelangten in die Atmosphäre und führten zur Bildung von „saurem Regen“, der die Bäume schädigte. Zusätzlich trugen falsche Entscheidungen bei der Waldbewirtschaftung dazu bei, dass sich die Schäden weiter verstärkten. Das Waldsterben war ein Problem, das nicht nur die DDR, sondern ganz Deutschland betraf, da auch in Westdeutschland ähnliche Umweltprobleme auftraten.
Galerie: Der sterbende Wald im Erzgebirge in den 1980er-Jahren
2.2 Die Wunden der Erde: Was Braunkohle-Abbau mit der Natur macht
Der Braunkohleabbau und die Verstromung von Braunkohle führten zu großen Umweltproblemen. In der DDR gab es kaum Filter oder Kläranlagen und viele Produktionsanlagen waren veraltet. Dies verursachte hohe Wasser- und Luftverschmutzung, die in großen Städten und Industriegebieten sogar gesundheitsschädlich war. Die Regierung hielt Umweltdaten geheim, um das Ausmaß der Verschmutzung zu verbergen.
Auch in der Bundesrepublik führte der Braunkohleabbau zu Problemen. Ein Beispiel ist der Großtagebau in Garzweiler, der 1983 begann. Er verursachte hohe Feinstaubbelastungen und sauren Boden in der Umgebung. Der Abbau veränderte zudem die Landschaft stark und zerstörte große Naturflächen.

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© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Video: Wie der Braunkohletagebau Landschaften verschlingt
2.3 Radioaktive Last: Die unsichtbare Bedrohung
In beiden deutschen Staaten wurden Atomkraftwerke betrieben und radioaktive Abfälle (zwischen-)gelagert. Diese Anlagen brachten Umweltprobleme mit sich, besonders im Erzgebirge, wo der Uranabbau zu radioaktiver Belastung der Umgebung und gesundheitlichen Schäden für die Menschen führte.
Am 26. April 1986 ereignete sich die Katastrophe im Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine. Der sogenannte Super-GAU (größter anzunehmender Unfall) schockierte die Welt und stellte die Nutzung der Atomkraft insgesamt in Frage.
Galerie: Verdächtiges Gemüse
Aufgabe: Überlegt gemeinsam: Welche Gefühle könnten die große Menge an ‚verdächtigem Gemüse‘ auf Märkten und in Schulkantinen bei den DDR-Bürger:innen ausgelöst haben? Wie könnten sich die Gefühle unterschieden haben zwischen denen, die ihrer eigenen Presse und Regierung vertrauten und jenen, die die Berichte aus dem Westen von „Giftwolken“ und „Radioaktivem Regen“ für glaubhaft hielten?
Vertiefung: Leben im Kalten Krieg – Eine geteilte Welt

Hinter den Türen des Kalten Krieges: Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Welt in zwei Blöcke geteilt – den kommunistischen Ostblock und den kapitalistischen Westblock. Deutschland war mitten drin. Der Kalte Krieg bedeutete ständiger Wettbewerb zwischen Ost und West, ohne direkte Kämpfe.
Auch die Umwelt litt, denn Probleme wurden oft ignoriert oder verschwiegen – im Osten durfte man kaum darüber sprechen und im Westen wurde vieles einfach übersehen.
Video: Der ostdeutsche Zeitzeuge Tim Eisenlohr über die Umweltprobleme der 1980er-Jahre
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© Archiv Bürgerarchiv Leipzig
Tim Eisenlohr (*1973) ist ein engagierter Umweltschützer aus Berlin, der bereits in seiner Kindheit ein starkes politisches Interesse entwickelte. In der Schule stellte er häufig kritische Fragen. Durch ein Jugendlager der evangelischen Kirche entdeckte er die Umweltbibliothek in der Zionskirche, wo er ab 1987 aktiv mitarbeitete, insbesondere beim Ausleihen von Büchern und der Erstellung von Untergrundzeitschriften.
Im November 1987 wurde er zusammen mit anderen Mitarbeiter:innen der Umweltbibliothek verhaftet, jedoch schnell wieder freigelassen. Bis zur Ausreise seiner Familie nach West-Berlin 1989 engagierte er sich weiterhin in der Umweltbibliothek. In West-Berlin setzte er sein Engagement für atomare Abrüstung und Menschenrechte bei Organisationen wie „Peace Bird“ und „Amnesty International“ fort.
Galerie: Die geteilte Welt – Osten gegen Westen
Video: Der „Kalte Krieg“ – einfach erklärt
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Christian Brandt, Claudio Como; Der Kalte Krieg – Planet Wissen; Lizenz: CC BY-SA 4.0; Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Der_Kalte_Krieg_-_Planet_Wissen.webm?uselang=de
Quizfrage: Warum hieß es eigentlich „Kalter Krieg“?
Quiz: Ost oder West – Wohin gehört was?
Video: Tim Eisenlohr erzählt, wie er sich durch den „Kalten Krieg“ bedroht fühlte
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© Bürgerarchiv Leipzig
3. Umweltproteste im Osten und Westen: Was uns verband und was uns trennte
In den 1970er und 1980er-Jahren engagierten sich weltweit immer mehr Menschen für den Umweltschutz. Viele, vor allem junge Menschen, schlossen sich zusammen, um gegen Umweltverschmutzung, die Nutzung von Atomkraft und die Zerstörung natürlicher Lebensräume zu protestieren. Bewegungen wie die Anti-Atomkraft-Bewegung und lokale Umweltinitiativen entstanden in verschiedenen Ländern.
Die Umweltgruppen in der DDR und der BRD hatten jedoch unterschiedliche Bedingungen: Die Bundesrepublik war eine Demokratie mit vielen Umweltschutzorganisationen wie „Greenpeace“, die 1971 gegründet wurde. Oder die Partei „Die Grünen“, die 1980 entstand und mit großer Hoffnung auch von den Umweltgruppen in der DDR betrachtet wurde.
In der DDR hingegen waren Umweltproteste schwieriger. Der Staat kontrollierte und unterdrückte die Aktivist:innen. Dennoch setzten sich die unabhängigen Umweltgruppen dort für Umwelt- sowie Friedens- und Menschenrechtsfragen ein und spielten eine wichtige Rolle im Widerstand gegen das System.
Audio: Gisela Kallenbach über Umweltaktivismus in der DDR der 1980er-Jahre und den Konflikt zwischen ökologischer und wirtschaftlicher Entwicklung
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© Universität Hildesheim

In der DDR war der Umwelt- und Naturschutz gesetzlich verankert, doch trotz der gesetzlichen Vorgaben gab es viele Ausnahmen und der wirtschaftliche Fortschritt wurde oft über ökologische Belange gestellt. Einige Engagierte setzten sich dafür ein, die Bevölkerung über die Umweltzerstörung zu informieren und forderten, dass gesetzliche Rechte durchgesetzt werden. Sie wollten die Menschen dazu ermutigen, sich für den Schutz der Umwelt einzusetzen und den Staat zu bewegen, Verantwortung zu übernehmen.
Gisela Kallenbach ist eine bekannte Bürgerrechtlerin und Politikerin der Partei Bündnis 90/Die Grünen. In den 1980er-Jahren engagierte sie sich in Leipziger Bürgerrechts- und Umweltgruppen, wo sie sich entschlossen für ökologische Belange in der DDR einsetzte. Als junge Frau verweigerte sie die Jugendweihe, was ihr den Zugang zum Abitur verwehrte. Dennoch absolvierte sie eine Ausbildung und ein Fernstudium. Nach der politischen Wende war sie im Umweltschutz der Stadt Leipzig tätig und unterstützte später die UN-Mission im Kosovo. Von 2004 bis 2009 vertrat sie die Grünen im Europäischen Parlament. Im Jahr 2001 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Heute ist sie in zahlreichen gemeinnützigen Vereinen aktiv.
Bild: Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Pia Pfeiffer
Audio: Die westdeutschen Umweltaktivist:innen Silvia Hesse und Enno Hagenah über ihre Erinnerungen an die 1980er-Jahre
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© Universität Hildesheim

Silvia Hesse aus Hannover, engagierte sich früh im Umweltschutz. Sie war in den 80er Jahren Geschäftsführerin der Grünen Alternativen Bürgerliste, heute Bündnis 90/Die Grünen in Hannover. In dieser Zeit setzte sie sich konsequent für die Einrichtung eines Umweltdezernats in der Landeshauptstadt ein, welches 1987 gegründet wurde. Heute engagiert sich Silvia Hesse, die 2018 das Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement im Umwelt- und Klimaschutz erhielt, weiterhin in der Entwicklungspolitik.
Enno Hagenah ist seit seiner Jugend politisch aktiv. Er wuchs in der Nähe eines Kernkraftwerks auf und hat auch dadurch früh eine klare Haltung gegen Atomkraft entwickelt. Als Mitglied im Bezirksrat Hannover-Herrenhausen und später als Grüner Ratsherr in Hannover setzte er sich konsequent für Umweltthemen ein. Von 1998-2013 war Enno Hagenah Mitglied des Niedersächsischen Landtags und ist heute u.a. im Aufsichtsrat der Werk-statt-Schule e.V. aktiv.
Enno Hagenah und Silvia Hesse (beide links im Bild) beim Interview in der Universität Hildesheim
Quizfrage: Gab es das damals schon?
Und jetzt seid ihr dran!
Was denkt ihr: Wie sieht die Zukunft aus?
Denkt nach und tauscht euch aus: Wie haben sich Ängste und Sorgen über die Zukunft in den letzten Jahrzehnten verändert? Bildet zwei Gruppen: Eine erstellt eine Mindmap zum Thema „Geht die Welt bald unter?“ für die 1980er-Jahre, die andere für die 2020er-Jahre. Nutzt dabei alles, was ihr bisher erfahren habt. Stellt euch dann gegenseitig eure Mindmaps vor und diskutiert, was gleich ist und was sich verändert hat.
Und die spannende Frage ist: Was hat das alles mit uns heute zu tun? Können wir etwas aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen? In den nächsten Modulen taucht ihr noch tiefer ein und findet Antworten auf genau diese Fragen. Also, auf geht´s!